Der Kalte Krieg vor der eigenen Haustür

Exkursion der Klasse 10a zum ehemaligen Sondermunitionslager Visbeck (Dülmen)

Am 10. Juni 2024 hatte die 10a die große Ehre im Rahmen des Geschichtsunterrichts als erste Schulklasse eine Führung durch das ehemalige amerikanische Sondermunitionsdepot zu erhalten. Dieses stellt als Teilbereich des Munitionsdepots der Bundeswehr einen der wenigen Orte dar, die im „Westen“ auch heute noch Zeuge des Kalten Krieges sind. Während vergleichbare Einrichtungen aus der Zeit des Kalten Krieges, nach ihrer Aufhebung renaturiert oder überbaut wurden, zeichnet sich das Sondermunitionsdepot in Dülmen durch einen hohen Überlieferungsgrad aus und veranschaulicht dadurch das Aussehen und die Funktionsweise einer solchen Anlage in einzigartiger Weise. Visbeck ist Zeuge des Kalten Krieges, hier verbindet sich globale mit regionaler Geschichte.
Das im Unterricht erarbeitete Wissen, zur deutsch-deutschen Geschichte sowie der globalpolitischen Entwicklung im Kontext des Kalten Krieges, konnte im Rahmen der Führung von den Lernenden mit regionalen Entwicklungen verknüpft werden. Der historische Prozess der deutschen Wiederbewaffnung nach dem Zweiten Weltkrieg und damit einhergehend die Errichtung des Depots sowie die stetige Weiterentwicklung nuklearer Waffensysteme im Rahmen des „Gleichgewichts des Schreckens“ standen hier im Fokus.
Zwischen 1969 und 1991 wurden in Visbeck unter besonderer Sicherung Atomwaffen gelagert. Der einst in Visbeck stationierte Soldat und mittlerweile im Ruhestand befindliche Geschichtslehrer Joachim Holländer berichtete, dass die deutschen Soldaten nur im Falle eines Alarms die Erlaubnis hatten den amerikanischen Teil des Depots zu betreten. Zu keinem Zeitpunkt waren sie darüber informiert, ob Atomwaffen vor Ort waren oder nicht. Es gehörte zur NATO-Strategie, den Aufenthaltsort von Atomwaffen weder zu bestätigen noch zu dementieren.
Die räumliche Erfahrung und den Einblick in die subjektive Sicht eines Zeitzeugen zu erhalten, beeindruckte die Lernenden nachhaltig. Das Feedback war durchweg positiv und hat das Interesse der Lernenden globalpolitische Ereignisse auch im Kontext regionaler Entwicklungen zu betrachten auch über die Führung hinaus verstärkt.
Wir bedanken uns bei unseren Guides Joachim Holländer und Matthias Kania sowie bei der VHS Dülmen für die Organisation und Durchführung!